20 Jahre bei Husemann
Interview mit Henning Jaeger
Seit zwanzig Jahren ist Henning Jaeger Teil von Husemann, seit 2012 ist er Partner der Kanzei. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen im Immobilienrecht, IT-Recht sowie in weiten Bereichen des Zivilrechts und der Prozessführung.
Im Interview blickt er auf zwei Jahrzehnte Kanzleiarbeit zurück, die geprägt waren von Wandel, Wachstum und konsequenter Weiterentwicklung – sowohl fachlich als auch strukturell. Dabei wird deutlich: Während sich Arbeitsweisen, Technologien und Mandantenanforderungen verändert haben, sind die Werte, die Husemann ausmachen, stets dieselben geblieben.
Wie hat sich die Kanzlei Husemann in den letzten zehn Jahren strukturell oder strategisch verändert?
In den letzten zehn Jahren, insbesondere in den letzten fünf davon, haben wir zahlreiche und gezielte strukturelle Maßnahmen umgesetzt. Wir sind in dieser Zeit nicht nur erneut deutlich gewachsen, sondern haben vor allem unsere Strukturen dem Größenwachstum und den immer steigenden Anforderungen des Marktes angepasst. Wir haben uns arbeitsinhaltlich deutlich stärker spezialisiert und damit das hohe Maß an Arbeitsqualität als unseren Anspruch sichergestellt. Innerorganisatorisch haben wir uns neu aufgestellt und damit bei der Entwicklung der Kanzlei enorm an Geschwindigkeit gewonnen. Unter anderem diesen Maßnahmen ist zu verdanken, dass wir von uns selbst behaupten dürfen, hochmodern und sehr wendig aufgestellt zu sein.
Gibt es Themen, die vor zehn Jahren noch keine Rolle gespielt haben, heute aber im Zentrum der Kanzleiarbeit stehen?
Die strategische Ausrichtung und unser Anspruch an Beratungsqualität haben sich nicht verändert. Die Mittel, dies zu erreichen, richten sich, wie der Anspruch der Mandanten nach den Möglichkeiten, die zum jeweiligen Zeitpunkt zur Verfügung stehen, aus. Natürlich haben wir vor zehn Jahren auch schon mit dem Computer gearbeitet; heute sind im Gegensatz zu damals jedoch die überwiegende Anzahl von Prozessen digital abgebildet. Die Rechtsabteilung ist überwiegend papierlos, was den Work-Flow enorm beschleunigt und vor allem die Art und Weise des Arbeitens um viele Funktionen bereichert. Derzeitig beherrschendes Thema ist die künstliche Intelligenz, die es seit zwei Jahren in unsere Arbeitsprozesse zu integrieren gilt. Sie ist Teil unserer vor vielen Jahren beschlossenen digitalen Agenda und auch im Branchenvergleich sehen wir uns bei der Umsetzung der Integration von künstlicher Intelligenz als sehr wettbewerbsfähig an. Ich habe wenige Kanzleien in unserem Marktumfeld gesehen, die auch nur ansatzweise so weit mit dem Thema künstliche Intelligenz sind wie wir. Bestes Beispiel ist die in Kürze erfolgende Einführung von ORBIO. Stolz bin ich in diesem Zusammenhang auf unsere Mitarbeiter insofern, als dass praktisch alle Kolleginnen und Kollegen diesem Thema sehr offen und veränderungsbereit entgegensehen.
Was waren die größten Herausforderungen auf deinem Weg zum Partner – und was hat dich dabei besonders geprägt?
Die größte Herausforderung auf meinem Weg zum Partner war jeher inhaltlicher Natur. Ich empfand den Mandatswunsch, die Sachverhaltsermittlung und die Verfolgung des Mandatsziels immer als eine Herausforderung, die nicht nur fordernd war, sondern auch Freude gemacht hat. Übrigens hat mein Weg zum Partner an sich nur ausgezeichnet, was auf die anderen Partner wohl auch am Ende zutreffen dürfte: harte Arbeit und viel Zeiteinsatz. Es gab dabei auch prägende Situationen, die sich jedoch auf meinen gesamten persönlichen Werdegang verteilen und die ganz überwiegend tatsächlich nicht im Zusammenhang mit Husemann stehen. Dies waren Situationen in familiären Bereichen oder bei meinem ersten Arbeitgeber.
Was macht für dich die Arbeit bei Husemann besonders – im Vergleich zu anderen Kanzleien oder beruflichen Stationen?
Bekanntlich haben wir die Husemann-DNA von einem Identitätsentwickler herausarbeiten lassen. Dieser hat sechs Schlüsselbegriffe für das Wesen von Husemann herausgearbeitet, von denen vor allem einer mir besonders am Herzen liegt. Der Begriff der „Verbundenheit“ erfasst nicht nur das Verhältnis zwischen unseren Mitarbeitern und den Mandanten, sondern beschreibt auch sehr gut den Umgang der bei Husemann arbeitenden Menschen. Ich empfinde das Arbeiten mit meinen Kolleginnen und Kollegen als ausgesprochen vertrauensvoll und angenehm, geradezu freundschaftlich, zumindest sehr partnerschaftlich. Ich habe vorher in einer Vielzahl von großen und mittelgroßen Betrieben gearbeitet, meine Lehre absolviert oder über längere Zeiträume als Praktikant gearbeitet; dies im In- und Ausland. Ich habe mich in keinem der Betriebe auch nur ansatzweise so wohl gefühlt, weil wir bei uns einen ehrlichen und bodenständigen Umgang miteinander haben, Fehler genauso machen dürfen wie auf dem Flur lachen und uns montagmorgens mit Freude erzählen, wie das Wochenende gewesen ist.
Wie hat sich aus deiner Sicht die Mandantenarbeit verändert?
Die Mandantenarbeit ist jeher anspruchsvoll gewesen und das ist sie auch noch heute. Anspruchsvoller ist die Mandantenarbeit im Hinblick auf die Reaktionszeiten geworden. Wir haben als Berater viel weniger Zeit, anspruchsvolle Arbeitsergebnisse abzuliefern als in der Vergangenheit. Der Markt stellt mittlerweile sehr hohe Anforderungen daran.
Gibt es einen besonders erinnerungswürdigen Fall oder ein Mandat, dass du nie vergessen wirst?
Beim Nachdenken über die Antwort auf diese Frage musste ich im Ergebnis schmunzeln. Schmunzeln musste ich deswegen, da ich eine Unzahl von Fällen aufzählen könnte, an denen ich persönlich gewachsen und reicher an Erfahrungen geworden bin. Keinen dieser Fälle möchte ich missen. Als Beispiel möchte ich jedoch meine Sonderprüferstellung in einem streitigen Compliance-Thema zwischen den Gesellschaftern eines PPP-Projektes im Entsorgungsbereich einer naheliegenden Großstadt aus dem Ruhrgebiet hervorheben. Nicht nur, dass wir ein hochkomplexes Gutachten zu erstellen hatten, wir mussten uns vor allem in einem Geflecht von politischen Bestrebungen und kaufmännischen Zielen der Gesellschafter bewegen, was schlechthin kaum möglich war. Dies gipfelte darin, dass mich eine Person aus dem Umfeld des einen Gesellschafters anrief und mir drohte, wenn ich den Inhalt meines Gutachtens nicht wunschgemäß verändern würde, würde er 150.000,00 € in die Hand nehmen und meine Karriere ruinieren. Ich habe aufgelegt und das Gutachten blieb so, wie ich es vorher richtigerweise formuliert hatte. Dies ist mir schon in Erinnerung geblieben.
Gibt es bestimmte Werte oder Prinzipien, die du über die Jahre als konstant erlebt hast – trotz aller Veränderungen?
Drei Antworten vorher erwähnte ich bereits die DNA von Husemann. Die DNA von Husemann besteht nicht nur aus der Verbundenheit, sondern auch aus Expertise, Klarheit, Individualität, Wohlfühlen und Zukunftsorientierung. Diese Werte mögen sich teilweise im Lichte der Veränderung des Marktes als auch des Betriebes leicht modifiziert oder neu gewichtet haben. Im Kern bleiben sie aber die letzten zwanzig Jahre auch für mich unverändert und bilden die starken Säulen unseres beruflichen Daseins.
Gibt es ein Buch, ein Seminar oder eine Erfahrung, die deinen beruflichen Weg besonders beeinflusst hat?
Es ist zwar kein Buch, ein Seminar oder eine konkrete Erfahrung, dennoch erlaube ich mir an dieser Stelle meinen zwischenzeitlich verstorbenen Vater zu erwähnen. Er hat mich nicht nur mit großgezogen, sondern auch in der Ausbildung zum Juristen sehr unterstützt und geprägt. Die häuslichen Gespräche haben in der Rückschau unheimlich starken Einfluss auf meine Denk- und Arbeitsweise und den Umgang mit Menschen sowie die Lösungsfindung der Mandantenprobleme gehabt und haben sie heute noch. Ich denke, dies war die stärkste Prägung meiner heutigen anwaltlichen Tätigkeit.
Wenn du Husemann in drei Worten beschreiben müsstest – welche wären das?
Beste Kanzlei Deutschlands!