Interview Nachhaltigkeit

Interview mit Felicitas Breuing zum Thema »Nachhaltigkeit«

Nachhaltigkeit ist für Unternehmen heute unverzichtbar – doch die Umsetzung neuer Vorgaben stellt viele vor Herausforderungen. Im Interview zeigt Felicitas Breuing, Corporate Sustainability Reporting Specialist, wie sie mit praxisnahen Ansätzen Orientierung schafft und nachhaltige Lösungen gestaltet.

Wie bist du zu deiner Rolle als Nachhaltigkeitsbeauftragte gekommen, und was fasziniert dich an diesem Thema?
Schon während meines Studiums hat mich die Frage beschäftigt, wie Unternehmen ihre Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt wahrnehmen, ohne dabei ihre Wirtschaftlichkeit zu verlieren. Meine Rolle bei Husemann ergab sich aus meinem Wunsch, nicht nur für ein Unternehmen tätig zu sein, sondern mehrere Unternehmen strategisch dabei zu unterstützen, diese Verantwortung strukturiert und messbar umzusetzen. Besonders faszinierend finde ich die Komplexität des Themas – eigentlich hat jeder Bereich eine Schnittstelle zu Nachhaltigkeitsthemen.

Warum ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für eine Wirtschaftskanzlei, und wie unterstützt unsere Kanzlei Mandanten in diesem Bereich?
Regulierungen und Gesetze wie die CSRD und das LkSG fordern von Unternehmen zunehmend Transparenz und Nachvollziehbarkeit in ihren Berichten und Handlungen. Wir unterstützen Mandanten, indem wir komplexe regulatorische Anforderungen in klar strukturierte Prozesse übersetzen und Tools bereitstellen, die ihnen helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele effizient zu erreichen. Wir sehen uns als Brücke zwischen regulatorischen Vorgaben und operativer Umsetzung – und genau das macht uns für unsere Mandanten so wertvoll.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag in deiner Position aus, und welche Rolle spielen dabei unsere Nachhaltigkeitstools wie ToolsToZero?
Mein Tag beginnt oft mit der Analyse aktueller regulatorischer Änderungen oder Branchenentwicklungen, da der Bereich Nachhaltigkeit extrem dynamisch ist. Parallel arbeite ich mit Mandanten an der Implementierung neuer Prozesse oder der Optimierung ihres Nachhaltigkeitsreportings. Tools wie ToolsToZero sind dabei essenziell, weil sie die Komplexität reduzieren. Unsere digitalen Lösungen ermöglichen es Mandanten, Daten effizient zu sammeln und zu strukturieren. Wir geben Unternehmen quasi die Zeit zurück, die sie sonst in manuelle Prozesse investieren müssten, und schaffen so Raum für strategische Themen.
Mit welchen Herausforderungen wirst du in deiner Arbeit am häufigsten konfrontiert, besonders bei der Unterstützung von Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeitsreporting?
Die größte Herausforderung liegt in der Heterogenität der Unternehmen: Manche Mandanten stehen noch ganz am Anfang des Nachhaltigkeitsreportings, während andere bereits erste Strukturen etabliert haben. Häufig fehlt es jedoch an Fachpersonal, klar definierten Prozessen oder einer einheitlichen Datenbasis. Unsere Aufgabe ist es, diese Lücken zu schließen. Ein weiteres Hindernis ist die Angst vor Fehlern, da Nachhaltigkeitsreporting oft als komplex und undurchsichtig wahrgenommen wird. Wir unterstützen hier, indem wir nicht nur die Anforderungen erklären, sondern auch praktische Umsetzungshilfen bieten.

Was genau macht Nachhaltigkeitsreporting für Unternehmen so komplex, und wie können unsere Tools wie das ESRS-Datenpunkte-Mapping oder der VSME-Workshop hier konkret helfen?
Die Komplexität des Nachhaltigkeitsreportings entsteht durch die Vielzahl an erforderlichen Datenpunkten, die aus unterschiedlichen Abteilungen und Systemen zusammengeführt werden müssen. Zusätzlich erschweren kontinuierliche Anpassungen der regulatorischen Vorgaben den Prozess. Unser ESRS-Datenpunkte-Mapping unterstützt Unternehmen nach der Wesentlichkeitsanalyse dabei, die relevanten Datenpunkte der ESRS zu identifizieren und zu strukturieren. Für Unternehmen, die sich zunächst nicht der umfassenden ESRS-Berichterstattung widmen möchten, sondern einen ersten Einstieg ins Thema suchen, bietet unser VSME-Workshop eine ideale Grundlage. Dieser Workshop schafft einen praxisorientierten Zugang, indem er die grundlegenden Schritte des Nachhaltigkeitsreportings vermittelt – von der Erhebung der benötigten Daten bis hin zur Erstellung eines ersten Berichts. 

Welche rechtlichen Themen rund um Nachhaltigkeit spielen aktuell eine große Rolle für Unternehmen, etwa im Zusammenhang mit der CSRD und den ESRS?
Die rechtlichen Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit sind momentan in einem ständigen Wandel, was für Unternehmen eine erhebliche Unsicherheit bedeutet. Insbesondere die CSRD sorgt durch die jüngsten Anpassungen im Rahmen der Omnibus-Verordnung für viele offene Fragen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die neuen Berichtspflichten nach den ESRS zu verstehen und umzusetzen, während einige Details noch nicht abschließend geklärt sind. Daneben gibt es weitere Themen, die auf der Agenda stehen und Unternehmen ebenfalls fordern. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verlangt eine Risikobewertung und Transparenz entlang der Lieferkette, während die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) den Fokus auf den Import/Export und den Handel mit entwaldungsfreien Produkten legt. Diese Regelungen greifen oft ineinander, was die Komplexität zusätzlich erhöht. Unsere Aufgabe ist es, Unternehmen nicht nur bei der Umsetzung der CSRD zu unterstützen, sondern auch dabei, diese weiteren Themen in ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu integrieren, um eine ganzheitliche Compliance und langfristige Resilienz sicherzustellen.

Was ist das Besondere an unseren Lösungen, wie der modularen und KI-gestützten Struktur von ToolsToZero, und wie profitieren Unternehmen davon?
Die modulare Struktur von ToolsToZero ermöglicht es Unternehmen, genau die Funktionen zu nutzen, die sie in ihrer aktuellen Phase benötigen – sei es beim Einstieg ins Reporting oder bei der Optimierung bestehender Prozesse. Die KI-gestützten Features sind besonders hilfreich, da sie nicht nur Datensilos aufbrechen, sondern auch automatisierte Analysen ermöglichen. Unternehmen profitieren von einer spürbaren Zeit- und Kostenersparnis sowie einer deutlich höheren Datenqualität.

Was können Unternehmen tun, um erste Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen, und wie können wir sie dabei unterstützen?
Der erste Schritt ist, Nachhaltigkeit nicht als isoliertes Thema, sondern als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu betrachten. Unternehmen sollten zunächst ihre Ausgangslage analysieren – etwa durch eine Wesentlichkeitsanalyse – und klare Ziele definieren. Wir unterstützen dabei, indem wir fachliche Workshops durchführen, oder Prozesse und Tools bereitstellen, die diesen Einstieg erleichtern, und gleichzeitig sicherstellen, dass die regulatorischen Anforderungen erfüllt werden.
Welche zukünftigen Entwicklungen erwartest du im Bereich Nachhaltigkeitsreporting und ESG – sowohl für Kanzleien als auch für Unternehmen?
Ich erwarte, dass das Nachhaltigkeitsreporting zunehmend digitalisiert wird und Echtzeitdaten eine größere Rolle spielen. Für Kanzleien bedeutet das, dass sie ihre Expertise um fachliche und technologische Kompetenzen erweitern müssen. Unternehmen werden stärker gefordert, Nachhaltigkeit in ihr Geschäftsmodell und ihre gesamte Wertschöpfungskette zu integrieren und nicht nur darüber zu berichten. Themen wie Scope-3-Emissionen und Lieferkettentransparenz werden weiter an Bedeutung gewinnen.

Welche Ziele hast du dir persönlich in deiner Rolle als Nachhaltigkeitsbeauftragte für die kommenden Jahre gesetzt?
Mein Ziel ist es, Unternehmen nicht nur durch regulatorische Anforderungen zu begleiten, sondern ihnen zu zeigen, dass Nachhaltigkeit auch eine Chance ist, langfristig resilienter und wettbewerbsfähiger zu werden. Gleichzeitig möchte ich unsere internen Tools und Prozesse weiterentwickeln, um noch effizienter auf die Bedürfnisse unserer Mandanten einzugehen.

Hast du Tipps oder Empfehlungen für Unternehmen, die nachhaltiger wirtschaften möchten, speziell im Hinblick auf die Nutzung von Datenmanagement und KI?
Ein guter Tipp ist, frühzeitig in digitale Lösungen zu investieren, die nicht nur Daten erfassen, sondern diese auch analysieren, strukturieren und miteinander verknüpfen können. Künstliche Intelligenz (KI) bietet hier enormes Potenzial – etwa bei der Identifikation von Mustern, der Automatisierung von Berichtsprozessen oder der Prognose von Nachhaltigkeitskennzahlen. Durch den Einsatz von KI lassen sich Prozesse deutlich effizienter gestalten, was Zeit und Ressourcen spart. Aber: Der Erfolg von KI-Anwendungen hängt maßgeblich von der Qualität der zugrunde liegenden Daten ab. Wichtig ist, die Datenbasis von Anfang an sauber und konsistent aufzubauen, da die Qualität der Analyse direkt von der Qualität der Daten abhängt. Unternehmen sollten allerdings auch die Nachteile und Herausforderungen von KI im Blick behalten. Eine der zentralen Herausforderungen ist die hohe Rechenleistung, die für KI-Anwendungen benötigt wird – diese kann nicht nur kostenintensiv sein, sondern auch einen erheblichen Energieverbrauch mit sich bringen, was wiederum im Widerspruch zu einer nachhaltigen Strategie stehen kann. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, KI gezielt und nur dort einzusetzen, wo sie tatsächlich einen Mehrwert bietet. Ein „blinder“ Einsatz von KI ohne klare Zieldefinition kann kontraproduktiv sein. Unternehmen sollten daher eine klare Strategie entwickeln, wie und wo KI im Datenmanagement und Nachhaltigkeitskontext sinnvoll eingesetzt werden kann. 

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich persönlich, und wie setzt du das in deinem Alltag um?
In meinem Freundeskreis werden gerade viele Kinder geboren, für die ich mir wünsche, dass sie in ihrer Zukunft genauso selbstbestimmt ihre Entscheidungen treffen können, wie wir es bisher immer durften. Wir stehen einem Wendepunkt, an dem wir die Weichen dafür stellen, ob wir unsere Lebensgrundlagen bewahren oder unwiderruflich zerstören. Und hier wird das Zeitfenster, in dem wir das beeinflussen können, immer kleiner. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit, Verantwortung für mein eigenes Handeln zu übernehmen und dabei trotzdem das größere Ganze im Blick zu behalten. Für mich ist Nachhaltigkeit keine Einschränkung, sondern eine Möglichkeit, aktiv die Zukunft mitzugestalten. Die kommenden Jahre bieten uns die Chance, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, die die Lebensqualität für alle verbessern bzw. überhaupt erhalten. Es liegt in unserer Hand, ob wir diese Chance ergreifen – und ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass wir sie nutzen.

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